mein innerer Wahnsinn..

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Da liege ich nun. Ich bekomme keine Luft und fühle mich, als wäre ich der einzige Mensch auf der ganzen Welt. Alles habe ich ausgeblendet. Da bin nur ich und dieser leere Raum. Ich brauche eine Weile, um zu realisieren, dass der einzige Ausweg aus dieser Situation der Weg nach Draußen ist. Aber es ist 2 Uhr morgens und ich kann mich schwer aufraffen. Nackt liege ich da und starre Löcher in die Decke. Beengt fühle ich mich in diesem leeren Raum. Nur ein bisschen noch. Vielleicht löst sich das Problem von selbst. Herzrasen. Der Puls steigt und der Raum wird immer leerer und dunkler. Ich höre nichts. Kein Ton von draußen. Jetzt merke ich, wie es mich wieder packt. Panik steigt auf und die pure Angst macht sich breit. Fuck. Nicht schon wieder. Nicht jetzt. Inzwischen merke ich die Intervalle meines Herzschlages. Die Luft wird immer knapper. Ich springe auf, schnappe mir meinen Pyjama und streife ihn mir im Rennen über. Schnell ziehe ich mir Jacke und Schuhe an. Beim Versuch meinen Schal umzulegen wird mir schwarz vor Augen. Ich falle hin und muss mich kurz sammeln. Dann stürme ich zur Haustür hinaus und lasse mich in das gefrorene Gras fallen und atme. Ich atme... anfangs schnell und hastig und mit der Zeit immer langsamer. Ich versuche mich auf meinen Herzschlaf zu konzentrieren. Jedes Detail meines Körpers nehme ich wahr. Das kühle Nass fühlt sich angenehm an. Meine Körpertemperatur normalisiert sich endlich. Ich steige ins Auto und fahre ziellos drauf los. Auf den Straßenverkehr kann ich mich kaum konzentrieren. In mir kreisen die Gedanken. Warum? Wie konnte das passieren? Ich hatte es überwunden. Was ist nur passiert? Dieser Kurzschluss. Beinahe hätte ich komplett die Kontrolle verloren. Dann hätte ich den Notarzt rufen müssen. Notfallbox. Eine Notfallbox muss ich mir anlegen. Davon hatte ich gelesen.Das war auf dieser..dieser..Seite. Wie hieß die noch? Meine Gedanken laufen inzwischen immer schneller. Mein Blick auf den Tacho sagt mir, dass sich meine Geschwindigkeit an meinen Gedankenfluss anpasst. Ich reduziere meine Geschwindigkeit und versuche noch einmal tief durchzuatmen. Vor einigen Jahren wäre mir diese Disziplin kurz vor dem Zusammenbruch nicht gelungen. Dieses Herzrasen war es, was mir Angst vor der Angst gemacht hatte. Ich hatte vorhin keine Zeit lange zu überlegen. Ich musste schnell handeln. Wie ein Arzt bei einer Not-OP. Heute ist Freitag. Ich weiß, dass Freunde jetzt feiern, das Leben genießen und nicht allein sind. Ich musste allein sein. Im Nachhinein keine gute Entscheidung. Mir fällt auch keiner ein, den ich anrufen könnte. Selbst wenn es jemanden gäbe würde ich es nicht tun. Niemand lässt sich an einem Freitag, Nachts bei irgendwas stören. Und wenn es nur der Schlaf ist. Aber ehrlich, ich kenne keine Person, die an einem Freitag, nachts um 2 Uhr schläft. Ich würde mir schrecklich vorkommen jemanden um Hilfe zu bitten. Ich hätte bis an mein Lebensende ein schlechtes Gewissen. So wie die ganzen letzten Male, an denen ich hilflos wie ein Häufchen Elend, bettelnd bei jemandem anrief und um Hilfe bat. Das passiert mir nich noch einmal. Ich weiß, dass bessere Tage kommen und ich weiß, dass ich diese Tiefen auch immer wieder haben werde, aber ich muss mir selbst daraus helfen und selbst Wege und Lösungen finden. Ich bin Ich und ich war bin und werde immer eine Einzelkämpferin sein. Warum? Weil ich gelernt habe, dass ich mir selbst am besten vertrauen kann. An einem Feldweg halte ich an. Es ist so dunkel, dass ich meine eigene Hand nur durch das Licht des Mondes sehen kann. Es sind -3 Grad und der Himmel ist sternenklar. In 2 Tagen ist Vollmond, aber der Mond ist jetzt schon groß und klar zu sehen. Ich steige aus, setze mich auf die Motorhaube und blicke in den Himmel. Das beruhigt mich und langsam löst sich die Anspannung und ich fühle, wie mein Puls immer langsamer wird. Inzischen ist es 3:30 Uhr. Wow. Diese 3,5h haben mich echt geschafft. Ich fühle mich, als wäre ich einen Maraton gelaufen. Ich halte inne und genieße die Stille der Nacht. Na wer sagts denn - ganz ohne jemanden anzurufen. Mir geht es zwar immer noch beschissen, aber immer hin habe ich keine Panik mehr. Ich steige ins Auto und fahre auf den Parkplatz gegenüber einer Kneipe. Radfahrer fahren an mir vorbei und ein Mann geht mit seinem Schäferhund Gassi. Der Hund bleibt direkt vor meinem Auto stehen und beobachtet mich als hätte ich etwas Schlimmes getan. Ahnt er was? Lächelnd zog der Mann seinen Hund weiter. Überraschend, wie viele Leute auf dem Dorf um diese Zeit noch unterwegs sind. Ich freue mich, nicht in der Annahme alleine auf der Welt zu krepieren, bestätigt worden zu sein. In mir zieht Normalität ein. Ich beobachte im Auto die Menschen gegenüber in der Kneipe. Die Kellnerin wuselt wild hin und her. Leben auf dem Dorf. Leben...
In den letzten 4h fühlte ich mich tot und jetzt zieht endlich wieder Leben ein. Einfach nur, weil ich das Leben der anderen sehe. Ich kann gar nicht beschreiben, wie beruhigend es ist, einfach nur hier zu sitzen und Menschen zu beobachten. Die Panik verblasst mit jedem Atemzug in die gefrorene kalte Nacht. Erleichtert schmeiß ich den Motor an und fahre nach Hause. Bei dem Versuch den Schlüssel ins Schloss zu stecken halte ich kurz inne. Eigentlich möchte ich heute nicht wieder da rein. Aber wo sollte ich schlafen? Es gibt niemanden, der mich jetzt ertragen würde. Ich merke, wie sich die negativen Gedanken breit machen und steuere dagegen. Na und, mich muss auch keiner ertragen. Es reicht, wenn ich mich ertrage. Wütend über meine Gedanken schließe ich die Tür auf und ging hinein. Ich ziehe mich aus und freue mich über meine kühle Haut, die meine ebenfalls kühle Bettdecke streift. So schlafe ich am liebsten. Es dauert nicht lange und ich schlafe völlig erschöpft von meinem inneren Wahnsinn ein..

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