Polyamorie

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Ich schrieb ja schon mal einen Post über Polyamorie. Den habe ich mittlerweile aber schon wieder auf "privat" gestellt, weil er doch zu persönlich war. Heute kommt ein Post, der etwas allgemeiner ist. Ich werde hier aber nicht explizit auf die Definition von polyamorösen Beziehungen eingehen, da es ziemlich verschiedene Beziehungsmodelle gibt. Googlet einfach mal. Es gibt hierzu auch zahlreiche Reportagen. Die hier fand ich ich z.B sehr interessant und das polyamoröse Paar bringt die Fakten einfach sehr genau auf den Punkt.
Wichtig zu erwähnen ist, dass man nicht polyamorös lebt, sondern sich in polyamorösen Beziehungen befindet. Das kann sich schließlich auch ändern. Es gibt sogar polymoröse Beziehungen, in denen es eine*n monogame*n Partner*in gibt. Dann wäre dieser Teil aber eher halb-polyamorös. Ob das so gut funktioniert wage ich eher zu bezweifeln.


Man lebt nicht automatisch polyamorös oder polygam, nur weil man öfter mit einem oder mehreren Menschen Sex hat. Da gibt es ganz essentielle Unterschiede. Zu erst einmal ist polyamor nicht gleich polygam. Polyamorös bedeutet, dass ich mit mehreren Menschen zur gleichen Zeit eine erotische Liebesbeziehung eingehe (Gegenpart zur Monogamie, in der ich nur eine Liebesbeziehung mit EINEM Menschen habe). Ich liebe also mehr als nur einen Menschen und gehe mit mehr als einem Menschen eine Beziehung ein. Polygam bedeutet, dass ich eine sexuelle Beziehung mit mehreren Menschen zur gleichen Zeit habe (so etwas wie "Freundschaft plus" nur mit mehreren Menschen). Keine One-Night-Stands, sondern etwas beständiges. Aber wie gesagt, ich möchte mit diesem Post keine Beziehungsmodelle definieren.


Polyamoröse Beziehungen sind aufregend für Menschen, die sich gerne verlieben und diese Gefühle nicht verlieren möchten. Dieses Aufgeregt sein, wenn man sich trifft. Dieses Gefühl, was dich höher schweben lässt. All das verfliegt im Laufe einer Beziehung, der Alltag tritt ein und man liebt nur noch. Das hört sich dramatisch und deprimierend an. Das soll es natürlich nicht und Liebe ist toll. Zu wissen, dass da jemand ist, der mit dir durch alle Zeiten geht und auf den du dich einfach blind verlassen kannst. Liebe halt. Aber vielleicht kennt ihr noch dieses "verliebt sein". Dieses Gefühl, alles völlig klar und intensiv wahrzunehmen. Sich jemandem absolut und frei hinzugeben, ihn zu mit ganz bestimmten Augen zu sehen. Ich liebe dieses Gefühl und ich will das nicht nur eins, zwei Mal im Leben haben. Dieses Gefühl lässt mich fliegen. Es ist gesünder als jede Droge. Natürlich ist eine Beziehung, in der man liebt viel wert und ich schätze sie. Aber ich muss sie nicht nur einmal haben. Und ich muss auch nicht nur polyamoröse Beziehungen haben. Ich kann auch 2 polyamoröse und eine polygame Beziehung haben.. oder 2 polygame und 1 polyamoröse oder es kommen noch andere Modelle dazu. Es ist völlig egal, wie es definiert wird. Definitionen sind nur dafür da, um anderen zu erklären, was du da am laufen hast. Wichtig ist aber nur, was und wie du dich mit bestimmten Menschen fühlst. Wenn du jemanden liebst, das auch noch auf Gegenseitigkeit beruht, aber ihr euch selten seht, keine Wohnung miteinander teilt und du Kinder möchtest, aber vielleicht mit einem anderen Partner, den du auch liebst, dann ist das so! Wie man sowas nennt? IST-DOCH-SCHEISS-EGAL! Hauptsache du bist glücklich!


Für mich waren diese typischen monogamen Beziehungen noch nie etwas. Monogamie: sich in jemanden verlieben, eine Beziehung haben, zusammenziehen (musst du ja, sonst fragt dich wieder jeder, warum ihr nicht zusammenwohnt, obwohl ihr schon mehrere Jahre zusammen seid. Weil andere es erwarten, erwartest du es irgendwann auch und es beginnt dieser Automatismus, weil man das eben so macht.), die Macken und Fehler eines Menschen kennenlernen und sie akzeptieren, heiraten, Kinder und gefangen sein. Gefangen in dieser vorgesehenen Spirale, die dir das Leben schon bei deiner Geburt ins Ohr flüstert und wenn du dieser Spirale in deinen Gefühlsabgrund nicht folgst, dann bist du komisch oder nicht ganz richtig. Ein gesellschaftliches Wrack. So sieht es in dieser Gesellschaft aus. Du bist erst was, wenn du einen Ehering trägst und am Besten mehr als ein Kind hast.


Zum Glück gibt es aber immer mehr diese alternativen Beziehungsmodelle. Ich bekomme öfter Fragen, was man denn so in polyamorösen Beziehungen macht und ob es eine "Hauptbeziehung" gibt und wie dann die anderen Beziehungen verlaufen.
Solche Art von Beziehungsmodellen funktionieren natürlich nicht, wenn es innerhalb dieser Beziehungen Menschen gibt, die besitzergreifend oder eifersüchtig sind. Natürlich läuft so etwas absolut nicht ohne Regeln. Die sind sogar am wichtigsten. Absprachen müssen von vorn herein getroffen werden, aber keiner von den Beteiligten darf böse oder beleidigt sein, wenn die/der Partner*in sich mit der/dem andere*n Partner*in trifft. Dazu gibt es keinen Grund. Eifersucht ist auch völlig Fehl am Platz. Viele meinen, dass doch gerade dann Eifersucht aufkommen muss. Ich bin sogar der Meinung, dass polyamoröse Beziehungen viel ehrlicher und besser klappen, als monogame.
Die Beziehungen sind viel intimer, weil man sich ganz genau auf die Person konzentriert und sie so liebt wie sie ist, denn warum sollte man bei ihr bleiben, wenn man genügend andere Menschen hat, mit denen man Liebe teilen oder vögeln kann? Richtig, weil man die Person liebt. Mit all ihren Fassetten, sexuellen Reizen, Eigenschaften. Wenn man die Person verlässt, dann weil es wirklich nicht mehr funktioniert und nicht, weil man was besseres zum Ficken etc. gefunden hat. Die meisten monogamen Beziehungen zerbrechen, weil eine*r von beiden fremdgegangen ist. Das ist in diesem Beziehungsmodell nicht drin. Das macht es für mich so ehrlich. Wenn ich Lust auf sexuelle Abwechslung habe, dann tu ich das. Dafür muss ich meinen Partner, den ich liebe nicht verlassen. Wenn ich mich in eine andere Person verliebe, dann tu ich das, ohne mich von meinem anderen Partner zu ENTlieben. Ich sehe jeden Menschen oder potentiellen Partner ganz für sich allein und nicht in Abhängigkeit eines anderen und hege für jeden Partner ganz individuelle Gefühle, die mir niemand nehmen kann und ich liebe es!

Wenn ich mich in jemanden verliebe, dann habe ich mit ihm nicht nur Sex (nur Sex = polygam), sondern mach mit ihm alles, was man in einer monogamen Beziehung auch tun würde. Ich unternehme was mit ihm, wir fahren zusammen in den Urlaub, verbringen ganze Wochenenden oder Urlaube zusammen. Wir teilen unsere Sorgen und unsere positiven Erlebnisse und Gefühle. Wir helfen uns gegenseitig, wenn es irgendwo brennt. Es ist eine wichtige Partnerschaft, die auch mehrere Jahre oder sogar ein leben lang bestehen kann. Ob man jetzt Kinder mit der Person haben oder sie seinen Eltern vorstellen möchte, ist natürlich jedem selbst überlassen. Das klappt aber nur, wenn es gleichwertige polyamoröse Beziehungen sind. Wenn es eine Primärbeziehung und mehrere Sekundärbeziehungen gibt, dann hat man eher nur mit der Primärbeziehung Kinder und stellt diesen Partner den Eltern vor. Bei mehreren gleichwertigen Beziehungen müssen klare Absprachen getroffen werden und in der Regel werden die Kinder dann von allen großgezogen, auch wenn es einen biologischen Vater gibt. Dazu habe ich auch schon einige Reportagen gesehen und da klappte es ziemlich gut. Patchwork Family halt.
Jedenfalls sind für mich polyamoröse Beziehungen schon intensiver als wenn man sich gelegentlich für Sex trifft. Es sind halt Gefühle im Spiel.

Für mich persönlich hat es nie über 2 polyamoröse Beziehungen hinaus gereicht. Wenn es einen zusätzlichen Partner gab, dann war es eher nur sexueller Natur (also 2 polyamoröse Beziehungen und zusätzlich eine rein sexuelle Beziehung). Ich kann verstehen, wenn einige meinen, dass das doch anstrengend werden müsse. Für mich wird es nicht anstrengend, sondern aufregend und darum geht's auch.

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